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Die Idee von Kcat führt uns zu
einer weiteren Sache, über die wir nachdenken müssen.
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Enzyme sind wirklich bemerkenswert, okay?
Wir haben gesehen, dass Enzyme Reaktionen
um ein verblüffendes Vielfaches beschleunigen können.
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Und wir haben hier auch das Konzept der Affinität
eines Enzyms zu seinem Substrat eingeführt.
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Die Frage, was ein perfektes
Enzym bedeuten würde,
beginnt, sich herauszukristallisieren:
Was wäre ein perfektes Enzym?
Ein perfektes Enzym wäre ein Enzym, das
eine so hohe Geschwindigkeit wie möglich
bei einer möglichst hohen Affinität zu seinem Substrat
besitzen würde. Also ein Enzym, das,
um die maximale Geschwindigkeit zu erreichen,
nicht sehr viel Substrat benötigt;
denn das Enzym würde sich das Substrat schnappen
und es sehr bereitwillig in ein Produkt umwandelt.
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Ein perfektes Enzym hätte also
eine hohe Geschwindigkeit und eine niedrige Km.
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Nun, wir verwenden Kcat als unser Maß für die Geschwindigkeit
und Km als Maß für die Affinität zum Substrat.
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Hohe Kcat bedeutet hohe Geschwindigkeit,
niedrige Km bedeutet hohe Affinität.
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Das perfekte Enzym hätte
ein großes Verhältnis von Kcat zu Km.
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Wenn wir diese beiden Parameter nehmen, sie durcheinander teilen
und anfangen, Enzyme zu vergleichen,
sehen wir, dass Enzyme sehr unterschiedliche
Verhältnisse von Kcat/Km haben.
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Wir sehen aber auch, dass es
eine Art oberste Stufe gibt,
jenseits derer dieses Verhältnis
kaum noch ansteigt. Nun, diese Zahlen sind ein wenig
unterschiedlich. Aber dies sind wirklich die Spitzenenzyme.
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Ihre Kcat/Km-Verhältnisse
unterscheiden sich nicht signifikant voneinander:
Die Potenzwerte liegen bei 10 hoch 7, in einem Fall 10 hoch 9,
aber meistens ungefähr bei 10 hoch 8.
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Kein Enzym liegt zum Beispiel bei 10 hoch 15.
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Warum ist das so?
Nun, diese Enzyme haben ihre
maximale Effizienz erreicht.
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Sie können nicht noch effizienter werden.
Es gibt zwei Dinge, die sie einschränken.
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Erstens können sie nicht ihre Form
oder ihre Aminosäure-Sequenz ändern,
also zum Beispiel ein besseres aktives Zentrum schaffen als jenes,
welches sie im Laufe der Evolution erhalten haben.
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In diesem Sinne sind sie buchstäblich perfekt.
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Mutationen, die dies verändern, bringen immer
ein weniger effizientes Enzym hervor.
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Es gibt eine Grenze für diese Art der Effizienz.
Die zweite Sache ist wirklich interessant.
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Es wird angenommen, dass der Grund für das Erreichen eines
Maximums zusätzlich zu dem, was ich gerade erwähnt habe,
der ist, dass es etwas anderes gibt, das die
enzymatische Reaktion einschränkt.
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Und der limitierende Faktor für diese Enzyme
in einer Lösung ist eine gewisse Größe:
Und zwar die Geschwindigkeit, mit der
das Substrat sich in Wasser löst bzw. diffundiert.
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Die Diffusion geschieht natürlich
bei der Vermischung, die wir sehen.
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Bei der Diffusion, die das
Substrat in das aktive Zentrum des Enzyms bringt.
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Und obwohl dieser Diffusionsprozess selbst in atemberaubender
Geschwindigkeit ablaufen kann, limitiert er
die Arbeit des Enzyms.
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Diese Enzyme sind also so effizient, dass sie
nur darauf warten, dass Wasser ihnen Substrat liefert.
Das ist eine bemerkenswerte Sache.
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Nehmen wir nun einige dieser kinetischen Parameter,
über die wir gesprochen haben, und wenden sie an,
um enzymatische Reaktionen zu verstehen.
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Ich habe jetzt mehrmals die Auftragung von V0 gegen [S] gezeigt
und wir haben gesehen, dass dies eine Hyperbel ist.
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Und Sie haben in dieser Kurve gesehen, dass ganz
an der Spitze der Kurve Vmax ist.
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Und wenn ich diese Kurve ins Auge fasse,
muss mich fragen: "Nun, habe ich
Vmax an der richtigen Stelle eingezeichnet?
Ist es ein bisschen weiter oben? Oder weiter unten?" Und ich
muss dann eine Entscheidung fällen.
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Ich hätte gerne eine präzisere Möglichkeit,
Vmax zu verorten.
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Nun, ein Trick oder Werkzeug, das wir benutzen können,
ist die Änderung
der Auftragung der Werte.
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Anstatt V0 gegen die Substratkonzentration aufzutragen,
d.h. die Geschwindigkeit in Abhängigkeit von der Substratkonzentration,
nehme ich die gleichen Werte, die ich für das V/[S]-Diagramm hatte,
und bilde den Kehrwert. Den Kehrwert aller Werte.
Ich erzeuge also eine doppelt-reziproke Auftragung
bzw. ein Lineweaver-Burk-Diagramm. Dies waren
die Leute, die das erfunden haben.
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Und wenn ich die Werte auf diese Weise umkehre, stelle ich fest,
dass die Hyperbel zu einer Gerade wird.
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In einer linearen Darstellung können wir viel einfacher interpretieren,
bzw. festzustellen, wie hoch diese Werte sind.
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Wenn ich eine solche doppelt-reziproke Auftragung vornehme,
erzeuge ich eine lineare Darstellung.
Ich kann eine Linie durch die Punkte ziehen
und nun durch die Achsen extrapolieren, die y-Achse und die x-Achse.
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Wenn ich das tue, erzeuge ich einen Schnittpunkt mit der y-Achse
und dieser besitzt den Wert 1/Vmax.
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Ich kann natürlich problemlos
diesen Wert wieder umkehren und so Vmax erhalten.
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Der Schnittpunkt mit der x-Achse liegt bei -1/Km.
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Wenn ich -1 durch den Wert an
dieser Stelle rechne,
erhalte ich Km. Sehr schöne Darstellung: Lineweaver-Burk-Diagramm.
Und es gibt noch andere Auftragungen.
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Mit Hilfe von Lineweaver-Burk-Diagrammen kann ich sehr leicht
Vmax und Km aus einer Reihe von Wertepaaren bestimmen.