00:01
Zuvor haben wir die Mendel'sche Vererbungsreihe untersucht,
aber wir erinnern uns: Mendel hatte keine Ahnung
über Chromosomen, Gene oder DNA und er nannte diese Dinge
Merkmale. In dieser Vorlesung
wird die Chromosomentheorie erforscht, wie wir
die Existenz der Chromosomen und des Geschlechts
verknüpft haben. Am Ende der Vorlesung sollten Sie
in der Lage sein, die Chromosomentheorie der Vererbung zu erklären
und die Art der
Geschlechtsverknüpfung beschreiben zu koennen und zu erörtern, wie Chromosomen
mit der Geschlechtsbestimmung verbunden sind, sowie
die Auswirkungen der X-Inaktivierung zu bewerten und
Ausnahmen von der Chromosomentheorie erklären zu koennen.
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Werfen wir zunächst einen Blick auf die chromosomale
Theorie der Vererbung. Sie besagt im Wesentlichen
bevor wir uns mit dem Hintergrundwissen befassen, daß Chromosomen
die Grundlage jeder genetischen Vererbung sind.
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Gene befinden sich auf Chromosomen, kurz gesagt.
Wie kommen wir zu dieser Erklärung? Nun, es war
etwa hundert Jahre nach Mendel's Beschreibung
von Merkmalen, dass Sutton und Boveri unabhängig voneinander
Chromosomen und ihre Bewegung
während der Meiose untersuchten. Sie untersuchten Seeigel
und Heuschrecken und sie stellten fest, daß Chromosomen
notwendig sind, damit ein Embryo wachsen kann. Wenn man diese
entfernte, funktionierten sie nicht. Und man konnte
tatsächlich diese Chromosomen bei der Paarung beobachten
und ihre Verschiebungen auf der Metaphasenplatte. Es gibt also
physische Beweise dafür, dass in der
Segregation der Chromosomen und der unabhängigen Auswahl,
jeder Chromosomensatz sich unabhängig
des anderen Geschlechts sortiert. Es gibt also genügend Beweise
die Mendel'schen Merkmale mit den Chromosomen in Verbindung zu bringen.
01:50
Das nächste Teil des Puzzles besteht darin, festzustellen
ob dies wirklich der Fall ist. Es war
am Anfang etwas skizzenhaft. Die Leute
haben nicht wirklich geglaubt, dass dies
geschah, und es dauerte etwa zehn Jahre, bis die
Idee verinnerlicht wurde. Und sie gipfelte in
den Erkenntnissen von Thomas Hunt Morgan. Thomas
Hunt Morgan hat mit Fruchtfliegen gearbeitet.
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Sie sind wahrscheinlich mit dem Namen vertraut
und was er entdeckt hat als er die
rote Augenfarbe untersuchte, war, dass er
einige Fliegen fand, die weiße Augen hatten. Und als
er eine Kreuzung zwischen einem weißäugigen Männchen
und einem rotäugigen Weibchen durchführte, stellte er fest, dass die F1-Nachkommen
alle rote Augen hatten, und das ist großartig.
Wir haben schon einfache Dominanz, wie diese, gesehen, aber
als er die F1-Nachkommen kreuzte, erhielt er
nur männliche Tiere mit weißen Augen und so dachte Thomas
Hunt Morgan, daß dann vielleicht weiße
Augen bei Weibchen einen tödlichen Zustand hervorrufen. Diese
waren nicht lebensfähig, nicht fortpflanzungsfähig, und um
diese Frage zu beantworten, führte er die Testkreuzung durch.
03:00
Bei der Testkreuzung nahm er die Weibchen der F1-Generation,
das heterozygote Weibchen, und kreuzte es
zurück zur rezessiven Form, dem Männchen mit den
weißen Augen. Weil die Ergebnisse dieses Tests eine
Kreuzung ergab, wo die weißäugigen Weibchen
tatsächlich lebensfähig waren, schlug Thomas Hunt Morgan vor,
dass das Merkmal mit der Geschlechtsbestimmung zusammenhängen muss
und zeigte, dass es möglicherweise
ein X- und ein Y-Chromosom gibt, die an der
Geschlechtsbestimmung beteiligt sind, und bestätigte so die chromosomale
Theorie der Vererbung.
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Nehmen wir uns einen kleinen Moment Zeit, um über
die Sprache der Fruchtfliegengenetik nachzudenken. Thomas
Hunt Morgan und seine Studenten entwickelten ein anderes
Notationssystem als das, was wir von der Mendel'schen Genetik kennen.
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Das kann am Anfang ein wenig verwirrend sein,
deshalb werden wir uns das kurz ansehen.
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Die Notation basiert auf dem gemeinsamen Merkmal gegenüber
dem mutierten Merkmal. Die häufigere Form ist im allgemeinen
die dominante Form und wir nennen sie den Wildtyp.
Der Wildtyp wird mit einem Kleinbuchstaben bezeichnet.
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Dies ist für die mutierten Typen, also in diesem Fall, weiße
Augen. Wir geben ein Pluszeichen, um zu verdeutlichen,
dass es sich um die nicht-mutierte Form oder den Wildtyp
handelt. Wenn wir uns eine reziproke
Kreuzung ansehen, dann könnten wir den Wildtyp mit einem
mutierten Männchen kreuzen und wir würden eine bestimmte Anzahl
an Nachkommen erhalten, die wir uns ansehen werden, und wenn wir
die reziproke Kreuzung durchführen, würden wir
ein mutiertes Weibchen mit einem Wildtyp-Männchen kreuzen.
Sie werden feststellen, dass die Männchen ein Y haben anstatt
der Wildtyp-Schreibweise oder der Mutanten-Schreibweise,
weil sie keine zwei X-Chromosomen haben,
nur ein Y. Wir werden das dort einfügen. Wenn
wir diese Kreuzungen durchführen, können wir sehen, dass
die erste reziproke Kreuzung mit dem Wildtyp-
Weibchen und dem weißäugigen Männchen nur
Wildtyp-Individuen ergibt, im Wildtyp-Phänotyp
haben alle rote Augen, männliche und weibliche. Und
wenn wir auf die zweite reziproke Kreuzung zurückblicken, also
umgekehrt, wir nehmen ein weißes
Weibchen und kreuzen es mit einem Wildtyp-Männchen,
dann werden wir sehen,
dass die Nachkommenschaft, die sich dort zeigt
alle weiblichen Wildtyp-Phänotypen sind und alle Mutanten
den männlichen Phänotyp haben. Dies ist eine Einführung in die
die Sprache der Fruchtfliegengenetik. Wir haben
Wildtyp und Mutante. Normalerweise ist der Wildtyp
dominant, aber das ist nicht immer der Fall.
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Das Pluszeichen veranschaulicht die Dominanz der
Teile des Puzzles.